Fehler im Farbmanagement
und wie Sie diese vermeiden
Ein konsistentes und präzises Farbmanagement ist das A und O für hochwertige Druckergebnisse. Doch gerade in diesem Bereich schleichen sich immer wieder Fehler ein, die zu unerwünschten Farbabweichungen, Nachdrucken und letztlich zu unnötigen Kosten und Frustration führen können. Als Ingenieur der Druckereitechnik mit über 30 Jahren Erfahrung in der Agenturpraxis kenne ich die typischen Fallstricke und zeige Ihnen, wie Sie diese vermeiden können.
Warum Farben im Druck oft anders aussehen als auf dem Bildschirm
Die häufigsten Fehler im Farbmanagement
Fazit
Warum Farben im Druck oft anders aussehen als am Bildschirm
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Der häufigste Grund für Farbfrust ist die Diskrepanz zwischen der Darstellung am Monitor und dem gedruckten Ergebnis. Dies liegt daran, dass Bildschirme Farben additiv (RGB – Rot, Grün, Blau) darstellen, während der Druck subtraktiv (CMYK – Cyan, Magenta, Gelb, Schwarz) funktioniert. Ohne ein korrektes Farbmanagement „übersetzen“ die Systeme die Farben nicht korrekt, was zu blassen, unnatürlichen oder schlicht falschen Farbtönen führen kann.
Die häufigsten Fehler im Farbmanagement
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Fehlende oder falsche Farbprofile (ICC-Profile)
Der Fehler
Druckdaten werden ohne eingebettete oder mit falschen ICC-Profilen an die Druckerei gesendet. Ein ICC-Profil beschreibt den Farbraum eines Geräts (Monitor, Drucker) oder eines Ausgabeprozesses (z. B. Offsetdruck auf gestrichenem Papier).
Die Auswirkung
Die Druckerei weiß nicht, wie die Farben ursprünglich gemeint waren, und muss raten oder Standardprofile anwenden, die nicht zu Ihrem Design passen. Das Ergebnis sind unvorhersehbare Farbabweichungen.
Die Lösung
Arbeiten Sie immer mit den korrekten ICC-Profilen. Fragen Sie Ihre Druckerei nach dem passenden Profil für den jeweiligen Druckprozess und das verwendete Papier. Betten Sie dieses Profil korrekt in Ihre Druckdaten ein (z. B. in InDesign, Photoshop, Illustrator).
Der Fehler
Designs werden in RGB erstellt und erst kurz vor dem Druck in CMYK konvertiert, oft automatisiert und ohne Kontrolle.
Die Auswirkung
Viele leuchtende RGB-Farben können im CMYK-Farbraum nicht dargestellt werden (dieses Phänomen nennt man „Gamut-Grenze“). Die automatische Konvertierung führt zu einem „Verblassen“ oder einer Verschiebung der Farben, die am Bildschirm noch brillant aussahen.
Die Lösung
Beginnen Sie Designprojekte, die für den Druck bestimmt sind, idealerweise direkt im CMYK-Farbmodus. Nutzen Sie die Softproof-Funktion Ihrer Grafikprogramme, um eine Vorschau des CMYK-Ergebnisses auf Ihrem kalibrierten Monitor zu erhalten. Wenn RGB-Bilder verwendet werden müssen, konvertieren Sie diese frühzeitig und kontrolliert nach CMYK.
Der Fehler
Sie verlassen sich auf die Farbdarstellung Ihres Monitors, ohne diesen regelmäßig zu kalibrieren.
Die Auswirkung
Ihr Monitor zeigt Farben möglicherweise nicht neutral und korrekt an. Was auf Ihrem Bildschirm gut aussieht, kann in der Realität ganz anders gedruckt werden, weil Ihr Monitor die Farben verzerrt darstellt.
Die Lösung
Kalibrieren Sie Ihren Monitor regelmäßig mit einem Hardware-Kalibrierungsgerät (Kolorimeter). Dies ist eine einmalige Investition, die sich schnell bezahlt macht, da sie die Grundlage für eine verlässliche Farbbeurteilung am Bildschirm schafft.
Der Fehler
Druckdaten werden einfach hochgeladen oder per E-Mail versendet, ohne vorherige Kommunikation mit der Druckerei über Farbanforderungen, Sonderfarben oder spezielle Wünsche.
Die Auswirkung
Missverständnisse über die gewünschte Farbwiedergabe, unerwartete Ergebnisse oder zusätzliche Kosten für Korrekturen, die bei frühzeitiger Absprache vermeidbar gewesen wären.
Die Lösung
Suchen Sie den Dialog mit Ihrer Druckerei. Besprechen Sie Ihre Erwartungen an die Farbwiedergabe, insbesondere bei kritischen Farben oder Corporate Design-Farben. Klären Sie, welche Profile verwendet werden sollen und ob ein Proof (digital oder physisch) sinnvoll ist.
Unzureichende Berücksichtigung von Sonderfarben (Pantone, HKS, RAL)
Der Fehler
Sonderfarben werden nicht korrekt definiert oder es wird angenommen, dass sie im CMYK-Druck exakt nachgebildet werden können.
Die Auswirkung
Sonderfarben sind spezielle, vorgemischte Farben, die eine hohe Farbtreue garantieren. Eine Umwandlung in CMYK führt fast immer zu einer Farbverschiebung. Wenn eine Sonderfarbe als Prozessfarbe (CMYK) angelegt wird, obwohl sie als Sonderfarbe gedruckt werden soll, kann dies zu falschen Ergebnissen führen.
Die Lösung
Definieren Sie Sonderfarben in Ihren Layoutprogrammen explizit als solche. Klären Sie mit der Druckerei, ob die Sonderfarbe als Volltonfarbe gedruckt wird oder ob eine CMYK-Simulation akzeptabel ist. Nutzen Sie physische Farbfächer (z. B. Pantone Solid Coated/Uncoated), um die Farben zu beurteilen, da Bildschirmdarstellungen von Sonderfarben irreführend sein können.
Qualitätskontrolle und Abnahme
Die Absicherung
Verlassen Sie sich nicht nur auf den Softproof. Bei kritischen Projekten ist ein physischer Proof oder ein Andruck in der Druckerei unerlässlich, um die Farbwiedergabe unter realen Bedingungen zu beurteilen.
Ihre Expertise
Mit Ihrem geschulten Auge und technischen Verständnis können Sie die Qualität beurteilen und gegebenenfalls Korrekturen einfordern.
Fazit
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Ein effektives Farbmanagement erfordert Sorgfalt, Wissen und die richtige Kommunikation. Es ist kein einmaliger Prozess, sondern eine Kette von Schritten, die aufeinander aufbauen. Indem Sie die häufigsten Fehler vermeiden und auf eine professionelle Abstimmung mit Ihren Dienstleistern setzen, stellen Sie sicher, dass Ihre Druckprodukte nicht nur technisch perfekt, sondern auch farblich brillant und markenkonsistent sind. Investieren Sie in gutes Farbmanagement – es zahlt sich in Qualität, Effizienz und einem professionellen Markenauftritt aus.
